Die Kunst des deutschen expressionistischen Malers Hermann Stenner (1891‒1914) ist in der Sammlung von Prof. Dr. Hermann-Josef Bunte mit bedeutenden Werken aus allen Schaffensphasen und Gattungen vertreten: Sie bildet den historischen Ausgangspunkt und das Herzstück dieser umfangreichen Privatsammlung.
Seit einem Besuch der Ausstellung Der Hölzelkreis bis 1914 in der Kunsthalle Bielefeld im Jahre 1974 hat sich der Sammler Bunte mit beeindruckender Konsequenz und Ausdauer über viele Jahrzehnte hinweg der Sicherung des künstlerischen Nachlasses Hermann Stenners gewidmet.
Hermann Stenner
Skizze zu einem Selbstbildnis (1912)
Öl auf grober Sackleinwand
Neben rund 65 Ölgemälden finden sich 850 Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen und Grafiken, darunter ganze in sich geschlossene Werkkomplexe, Schlüsselwerke und Quellendokumente, in der Summe mehr als die Hälfte der Papierarbeiten Hermann Stenners. Alleine die Anzahl an Werken vermag schon die außergewöhnliche Qualität dieser Stenner-Sammlung zu unterstreichen.
Stenners rasante künstlerische Entwicklung innerhalb von nur wenigen Lebensjahren bis zu seinem frühen Tode im Dezember 1914 steht umfassend vor Augen. Mit ungebremster malerischer Produktivität und traumwandlerischer Sicherheit hatte Stenner in seinen ersten Schaffensjahren die künstlerischen Positionen des Spätimpressionismus ‒ z.B. im Gemälde Kaffeegarten am Ammersee ‒ absolviert. Als Meisterschüler Adolf Hölzels hatte er daraufhin dessen Kunst- und Kontrastlehre verinnerlicht, um innerhalb kürzester Zeit über die expressionistischen Wirkungen der befreiten Bildfarbe zu einer eigenständigen künstlerischen Position ‒ etwa in dem Hauptwerk Auferstehung ‒ zu finden. Die expressive Vereinfachung seines Kolorits verbindet sich mit der planimetrischen Monumentalität seiner Bildkompositionen. Neben Stenners Gemälden sind auch seine zahlreichen Zeichnungen als Schlüssel zur Werkgenese und Spiegel seiner künstlerischen Reflexion von großer Bedeutung. Hinzu kommen in der Sammlung Bunte diverse Skizzenbücher und biografische Dokumente, die zur historischen Kontextualisierung neue Einsichten eröffnen.
Verdankt sich die kunsthistorische Wiederentdeckung Hermann Stenners maßgeblich der wissenschaftlichen Erschließung durch den Kunsthistoriker Gustav Vriesen (1912‒1960), der bis zu seinem Tode als erster hauptamtlicher Direktor des Städtischen Kunsthauses Bielefeld eine bemerkenswerte Sammlung der Moderne aufbaute und nicht nur zu Hermann Stenner wegweisende wissenschaftliche Ausstellungen und Publikationen vorlegte, sondern auch zu Künstlern wie August Macke, Max Beckmann, Sonia Delaunay oder Willi Baumeister, so ist die materielle Sicherung des künstlerischen Nachlasses in den letzten Jahrzehnten nicht unbeträchtlich durch die außergewöhnliche Sammlerleistung von Hermann-Josef Bunte und die Betreuung der Sammlung durch seine Ehefrau Renate Bunte erfolgt.
Die Provenienzen vieler Werke der Sammlung Bunte führen inzwischen verschiedenste Familiennachlässe der Nachfahren Hermann Stenners zusammen, um sie gebündelt und in gutem Zustand der Öffentlichkeit zu präsentieren und der Nachwelt zu überliefern.
Hermann Stenner
Kaffeegarten am Ammersee (1911)
Öl auf Leinwand
Christoph Wagner
Kunsthistoriker und Professor
Universität Regensburg
Prof. Dr. Christoph Wagner
geboren in Ottweiler – ist ein bekannter deutscher Kunsthistoriker und Experte für die Klassische Moderne und seit Oktober 2007 Professor für Kunstgeschichte der Frühen Neuzeit und der Moderne an der Universität Regensburg.
Studium der Kunstgeschichte, Musikwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft in Saarbrücken, München und Wien. Nach Promotion und Habilitation über Johannes Itten am Bauhaus, mehrere Rufe, von denen er 2007 den Ruf nach Regensburg auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte annahm. Seit 2004 gewähltes Mitglied des Stiftungsrats der Johannes-Itten-Stiftung, seit 2007 im Stiftungsrat der Adolf-Hölzel-Stiftung und seit 2015 im Kuratorium des Deutschen Farbenzentrums. Herausgeber des neuen Werkverzeichnisses zu Johannes Itten. Mit Christiane Heuwinkel Autor des Buches zu Hermann Stenner in der Reihe „Junge Kunst“ (Band 32).
Ein Auszug von Werken Hermann Stenners in der Sammlung Bunte.
Diese Auflistungen spiegeln die Werke der Sammlung nicht vollständig wider. Sie stellen eine Auswahl dar. Weitere Informationen auf Anfrage möglich.