Meine Sammlung ist eine Privatsammlung, d.h. sie ist geprägt von meinen privaten Neigungen, meiner Unabhängigkeit und meiner Persönlichkeit und wurde aus privaten Mitteln erworben – häufig bis an die finanzielle Schmerzgrenze. Sie widmet sich der sog. Klassischen Moderne: der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten und spannendsten Umbruchphasen der Kunst, in der sich eine neue, geradezu revolutionäre Bildsprache entwickelte, die mit den überkommenen Traditionen brach. Diese Kunst verdient nach wie vor eine Würdigung. Die Sammlung soll zeigen, dass auch außerhalb der expressionistischen Epizentren wie Berlin, Dresden und München Kunstgeschichte geschrieben wurde.
Hermann-Josef Bunte
Im Zentrum meiner Sammlung steht der 1891 geborene, bereits im Ersten Weltkrieg 1914 gefallene Künstler Hermann Stenner. Er wurde von mir in der Ausstellung „Der Hölzel-Kreis bis 1914“ in der Kunsthalle Bielefeld im Jahre 1974 entdeckt und hatte auf mich eine solch starke Wirkung, dass ich mich seither mit dem Leben und dem Werk dieses Malers beschäftige. Um den Künstler Hermann Stenner herum entwickelten sich als Nebenzweige eine Sammlung der Werke westfälischer Künstlerkollegen, aber auch der Werke seiner Lehrer und Kollegen in München und Stuttgart: Hans von Hayek und Ludwig Dill, Christian Landenberger und Adolf Hölzel sowie Willi Baumeister, Oskar Schlemmer, Johannes Itten, Ida Kerkovius, Heinrich Eberhard, Josef Eberz und vieler anderer. Zu den westfälischen Künstlern zählen neben dem wichtigen Lehrer an der in Bielefeld gegründeten Handwerker- und Kunstgewerbeschule Ludwig Godewols seine Schüler Peter August Böckstiegel, Hermann Freudenau, Wilhelm Schabbon, Heinz Lewerenz und Victor Tuxhorn. All diese genannten Künstler sind heute in meiner Sammlung mit bedeutenden Werken aus „Stenners Zeit“ vertreten, zum Teil mit Gemälden von herausragender Qualität und Aussagekraft, wie sie in keinem Museum und keiner anderen Privatsammlung vorhanden sind. Das Werk des Malers Hermann Stenner hat aber sowohl von der künstlerischen Bedeutung wie auch von der Menge her einen zentralen Stellenwert in meiner Sammlung.
Die Ziele meiner Sammlungstätigkeit sind:
- Ich möchte den Künstlern, die um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert geboren wurden und die unter den Zeitläufen des 20. Jahrhunderts schwer gelitten haben, die ihnen zustehende Aufmerksamkeit und Anerkennung zukommen lassen. Dies gilt insbesondere für das Werk von Hermann Stenner.
- Ich möchte die Zusammenhänge, Entwicklungen, Verbindungen und Kontexte entdecken und aufzeigen, Kunstwerke zusammenbringen, die kunsthistorisch zusammengehören. Dies erfordert intensiven sammlerischen Spürsinn.
- Auch und vor allem möchte ich die zusammengetragenen Kunstwerke – alle um die 100 Jahre alt –, die sich beim Erwerb zum Teil in beklagenswertem Zustand befanden, bewahren und erhalten – mindestens für die nächsten 100 Jahre. Die langjährige Zusammenarbeit mit Restaurator(inn)en ist dafür eine gute Grundlage.
Meiner Sammlung sind gerade in den letzten Jahren Kunstwerke anvertraut worden, die nur wegen der Bedeutung der Sammlung dorthin gegeben wurden. Ich habe nicht nur das erworben, was mir persönlich gefällt, sondern was Entwicklungen und kulturelle Zusammenhänge deutlich macht. Die in der Regel über 100 Jahre alten Kunstwerke befinden sich heute wieder in einem guten Zustand. Das Besondere meiner Sammlung mit ihrem derzeitigen Bestand von ca. 1.000 Werken sind nahezu 300 Ölgemälde, 250 Aquarelle/Pastelle/Gouachen/Papierarbeiten, viele Zeichnungen und Druckgrafiken. Durch die besonders große Zahl von Unikaten (etwa 4/5 des gesamten Konvolutes) gewinnt die Sammlung eine herausragende Bedeutung, Originalität und Qualität. Zu meiner Sammlung gehört weiter ein großer Bestand von Originaldokumenten aus der Lebenszeit der Künstler.
Der von mir beschriebene Gang an die Öffentlichkeit folgt aus diesen Zielen zwingend. Die Besucher der zahlreichen Ausstellungen empfinden stets eine Bereicherung. Die Freude des Sammlers wird dann am meisten belohnt, wenn die Öffentlichkeit Anteil nimmt.